Das sehr seltene Fest der Gnadenhochzeit begingen am vergangenen Wochenende Erika und Albert Wolfert in ihrer Heimatgemeinde Laudenbach. Mit einem feierlichen Gottesdienst zelebriert von Pfarrer Keck wurde die Gnadenhochzeit in der Laudenbacher Pfarrkirche gefeiert. Dabei konnte Pfarrer Keck Urkunden des Papstes und von Bischof Gebhard von der Diözese Rottenburg/Stuttgart, überreichen. Ferner überbrachte er Glückwünsche und eine Urkunde der Kath. Kirchengemeinde Laudenbach. Musikalisch umrahmt wurde die heilige Messe durch den Laudenbacher Kirchenchor.
Laudenbachs Ortsvorsteher Martin Rüttler überbrachte im Gasthof zur Krone die Glückwünsche des Landes Baden-Württemberg im Auftrag von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der Stadt Weikersheim und der Gemeinde Laudenbach.
Die beiden ältesten Einwohner Laudenbachs (Albert, 96 Jahre und Erika, 95 Jahre) sind seit mittlerweile 70 Jahren verheiratet.
Beide Jubilare kamen in Laudenbach auf die Welt.
Bereits im Kindesalter lernten sich die beiden kennen – sie waren „Nachbarskinder“ in der Brunnengasse.
Im zweiten Weltkrieg wurde Albert 1941 zu einer Nachrichteneinheit nach Augsburg eingezogen. Als „Morsefunker“ versah er seinen Dienst in Russland und später dann in Frankreich. Kurz vor Ende des Krieges zog es den Jubilar zurück in die Heimat. Zusammen mit einem Kriegskameraden aus Österreich machte er sich auf den Heimweg – zu Fuss – von der Eifel nach Laudenbach.
Erika musste die Verantwortung für den elterlichen Hof übernehmen, als der Vater in den
2. Weltkrieg gezogen wurde.
Kurz vor Kriegsende wurde Erika schwer verletzt. Die US-Truppen beschossen Laudenbach aus der Richtung des Wartturmes – ein Granatsplitter durchschlug ihr das Knie. Die Amerikaner waren es dann auch, die Erika dann medizinisch betreuten. Den Granatsplitter hat sie bis heute als Andenken an diese harte Zeit, den Krieg, aufbewahrt.
Im Jahr 1947 sprang dann der Funke am Damm in Richtung Haagen über – „Albert bot der Erika Platz neben sich auf der Bank, an – und bereitete ihr auf seinem Taschentuch eine geeignete Sitzmöglichkeit“.
Geheiratet wurde dann an Erikas 25. Geburtstag 1948 in der Kapuzinerkirche in Bad Mergentheim.
Aus dieser Ehe gingen die Kinder Raymund, Georg, Maria, Albert, Norbert und Gerhard hervor. Leider mussten Erika und Albert bereits zwei ihrer Kinder – Raymund und Georg zu Grabe tragen. Heute umfasst der „Wolferts-Clan“ neben den vier Kindern noch 8 Enkel und 9 Urenkel.
Im Jahr 1954 zog die Familie Wolfert von der Brunnengasse in ihr neues Anwesen in der Mörikestrasse – „ins schwarze Viertel“, welches 1957 um Scheune und Stall erweitert wurde.
Das tägliche Leben eines Landwirts und eines Weingärtners war von harter körperlicher Arbeit geprägt.
Musik bereitete dem Jubelpaar sehr viel Freude. So trat Erika zusammen mit ihrem Sohn Albert mehr als 20 Jahre lang in verschiedenen Kirchen von Dörlesberg bis Laudenbach auf, um z.B. Hochzeiten musikalisch zu umrahmen. Bis heute, im Alter von 95 Jahren, spielt sie leidenschaftlich gerne auf ihrer Mundharmonika.
Aber auch ihr Ehemann Albert, sen. war sehr musikalisch – mehrere Jahrzehnte war er als aktiver Sänger beim Laudenbacher Männergesangverein mit dabei.
Neben ihrer Arbeit und ihren musikalischen Auftritten waren beide Jubilare sehr stark in Laudenbach ehrenamtlich engagiert.
Erika leitete von 1969 bis 1989 den Laudenbacher Kirchenchor. Den Beerdigungschor leitete sie bis 2005 – mehr als 30 Jahre lang. Über 70 Jahre sang sie im Kirchenchor – hierfür wurde sie mehrfach ausgezeichnet.
Albert Wolfert, sen. war Jahrzehnte lang für den Laudenbacher Gemeinde-/Ortschaftsrat tätig. Als er sich für dieses Amt nicht mehr zur Verfügung stellte, übernahm Albert Wolfert, jun. seinen Posten.
In der Laudenbacher Kirchengemeinde St. Margaretha war er für eine lange Zeit zweiter Vorsitzender.
Bis zum heutigen Tag hilft Albert mit seinen 96 Jahren auf seinem Bauernhof, welcher seit einigen Jahren von seinem Enkel Stefan bewirtschaftet wird, noch mit. Schwiegertocher Marlies sorgt dafür, dass die beiden Senioren Albert und Erika in Ihrem Haus bleiben können und nicht in ein Alters- oder Pflegeheim müssen. Das ist bestimmt auch ein Grund, dass sie so alt geworden sind.
Quelle: Paul Gölz