TSV Familie von der Premiere “Im Himmel gibt’s koa Parlament” überwältigt.
Auch nach dreißig Jahren hat das Laientheater in der Zehntscheune in Laudenbach nichts von seiner individuellen Art und Weise verloren und marschiert “altershalber” im Gleichschritt mit der legendären Lindenstrasse. Zum Jubiläum präsentierte die Theatergruppe 0815 zwei Stunden lang beste Unterhaltung. In lockerer Atmosphäre ist es den Akteuren vorzüglich gelungen, dieses Lustspiel in drei Akten von der Autorin Marianne Santl in die Tat umzusetzten. Ein köstlich, humorvolles Theater, mit faszinierender Situationskomik, das von den Mitwirkenden mit einer gewissen Anspannung und dem prickelnden Premierefieber aufgeführt wurde. Die Theatergruppe mit ihren zum Teil langjährigen, erfahrenen Akteuren, bespickt mit herzerfrischenden Jugendlichen, präsentierte in der drei Jahrzehnte langen Theatertradition wieder ein Stück in Laudenbacher Mundart.
Die phantasievoll ausgefeilte Story des Dreiakters, die Spielfreude aller Beteiligten, sowie die beiden originellen Bühnenbilder, waren die besten Voraussetzungen für eine gelungene Premiere, bei der traditionellen TSV-Jahresfeier, vor zahlreichen Besuchern in der Zehntscheune am Samstag in Laudenbach.
Dieses Stück in drei Akten, spielt sich im ersten und dritten Akt im Esszimmer des alt eingesessenen Landwirts und Ortsvorstehers Hans Burgstaller ab. Während sich die Handlung des zweiten Aktes im ehrfurchtsvoll ausgestatteten Vorhimmel abspielte.
Der Inhalt dieses Stückes zeigt, was für Turbulenzen ins Haus eines zufriedenen Landwirts und Ortsvorstehers kommen, wenn er plötzlich auf Drängen, seiner nach höherem strebenden Ehefrau und eines ortsansässigen Politikers, überraschend in den Landtag gewählt wird und plötzlich seinen gesamten Lebensablauf verändern muss . Seine Angetraute träumt von einem besserem Leben in Luxus und einer prominenteren Gesellschaft, während die bodenständige, liebevolle Tochter und die zum Inventar gehörende Magd, die Landwirtschaft im herkömmlichen Stil weiterführen möchten. Der prallgefüllte Terminkalender eines Politikers und die geltungssüchtige Frau eines Abgeordneten, der die Karriere ihres Mannes, schon längst zu Kopf gestiegen ist, lassen jegliche Harmonie im Hause Burgstallers vermissen. Stress pur ist angesagt und diesem hält der Leidtragende nur ein halbes Jahr durch und stirbt an den folgen eines Herzinfarkts. Aber auch im Jenseits angekommen geht es turbulent zu. Petrus muss sich mit ehemaligen Politikern rumärgern, die ihr Erdenleben und ihre Partei nicht vergessen wollen und am liebsten im Himmel weiterregieren würden. Als der verstorbene Politiker an der Himmelspforte anklopft, muss er von Petrus erfahren, dass der Himmel bereits überfüllt ist. Er wird von ihm als Engel auf die Erde zurück geschickt, mit dem Auftrag, seine machthungrige, geldgierige Frau in die Spur der Tugend zurück zu führen. Falls ihm dieses Vorhaben gelingt, stehen ihm auf dem Weg ins Paradies alle Pforten offen.
Die Rollenverteilung in diesem Stück war ziemlich ausgeglichen und sehr gut auf die jeweiligen Charakteren abgestimmt.
Die Mitwirkenden, mit ihren zum Teil glänzend aufgelegten Mimen ließen echte Spielfreude erkennen, allen voran der bodenständige Mann der ersten Stunde, Nikolai Metzger mit seiner hochnäsig arroganten Politikerehefrau Veronika Leifeling, die Beide ihre Rollen leidenschaftlich verkörperten und schauspielerisch professionell mit langjähriger Erfahrung in die Tat umsetzten. Als ihre Tochter war mit Marlena Wirth, ein sehr liebevoll und sympathisches Mädchen nach längerer Pause wieder mit an Bord.
Die zuverlässige naive Magd, vom landwirtschaftlichen Betrieb des Abgeordneten, wurde vom Urgestein der Theatergruppe, Anngret Hein perfekt und ohne jegliche Hemmungen überzeugend verkörpert. Als Freund der Familie, Weiberheld und Bauunternehmer war mit Marco Feidel ein sehr selbstsicherer und von sich überzeugter Akteur im Einsatz.
Die resolute Tante Hilde wurde vom langjährigen Mitglied der Truppe Christina Mayser in von ihr gewohnter Manier dargestellt.
Vor himmlischer Kulisse, im zweiten Akt, war August Engert mit seiner Statur und Ausstrahlung als Petrus, die Rolle würdevoll wie auf den Leib geschneidert. Als seine beiden unvollkommenen Engel traten die streitsüchtigen Parlamentarier, CDU Hans Thierhold, SPD Matthias Sambeth in Erscheinung. Als Seelsorger und Helfer in der Not, war Hans Thierhold mit einer Doppelrolle als überzeugender Ortspfarrer am Werk.
Mit dem Beifall im Rücken und mehrfachen kräftigen Szenenapplaus wurden die Akteure immer selbstsicherer. Es war erstaunlich, mit welcher Souveränität sie die Bühne beherrschten. Den langjährig erfahrenen Laienschauspielern spürte man direkt an, mit welcher Lust und Leidenschaft sie das geschehen Beherrschten. Lang anhaltender Beifall der Besucher, war der Ausdruck, Dank und Anerkennung für die gezeigte Leistung. Als Souffleuse war Rosa Mayser, für Ton, Licht und Geräusche Adrian Vogel verantwortlich.
Regisseur Raimund Zenkert und sein bewährtes Team haben sicherlich erneut sehr viel Zeit und Mühe aufgebracht, ihrer TSV Familie ein unterhaltsames, abendfüllendes Laientheater zu präsentieren. Dies ist ihnen mit diesem Stück auf eindrucksvolle Art und Weise gelungen.
Die weiteren Aufführungen sind am Sonntag, den 27.12. um 16:00 Uhr. Ab 15:00 Uhr wird Kaffee und Kuchen angeboten. Am Dienstag den 5. und Samstag, den 9. Januar, jeweils um 20:00 Uhr in der Zehntscheune in Laudenbach. Karten für diese Veranstaltungen können in der Volksbank Vorbach-Tauber in Laudenbach Tel. 07934 / 7037 oder am Eintritt erworben werden. Saalöffnung jeweils eine Stunde früher.
Weitere Informationen unter www.theatergruppe0815.de
Quelle: Hubert Muhler