Als Knochenjob kann man durchaus den Einsatz der Natur- und Landschaftspflegegruppe Laudenbach bezeichnen, wenn es um den nachhaltigen Pflegeeinsatz auf den Laudenbacher Magerweiden im Herbst geht. Seit mehr als 15 Jahre führt die Gruppe unter dem unermüdlichen Engagement von Alois Gromes und Peter Mühleck diesen jährlichen Einsatz durch. Ob am Hohenberg, Ackerberg, Kürbisecken oder Ghäuberg werden ca. 4,5 ha der gemeindeeigenen Flächen mit Motorsense, Balkenmäher, Rechen, Gabeln und mehr gepflegt. Im steilen und sehr unebenen Gelände kann man diese Arbeit von Hand durchaus als Knochenjob bezeichnen. Um die Magerweiden zu erhalten, werden jährlich abwechselnd Teilflächen gemäht, das gesamte Mähgut von den Flächen abgeräumt und auf Haufen zum Verbleib bzw. Abtransport gelagert. Zusätzlich gehört auch die Unterhaltung und Pflege von vier Feuchtgebieten mit Teichen im Ebertsbronner Tal dazu. Ziel der Aktion ist einen optimalen Pflegezustand herzustellen, um so die typische Pflanzen- und Tiergemeinschaft der Magerweiden zu erhalten. Die Gruppe mit rund 10 Mann leistet alljährlich bei vielen Einsätzen ca. 370 Arbeitsstunden im Dienste der Natur ab. Freiwillige Helfer sind jederzeit willkommen. Ein Vesper bei den Einsätzen sowie das jährliche Helferessen ist der Dank an die Biotoppfleger.
Peter Mühleck kartiert und dokumentiert seit vielen Jahren die Flora und Faune am Ackerberg. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Magerweidentypisches, Raritäten und auch Insekten, die auf der Roten Liste stehen, werden erfasst. Bei den Pflanzen konnten bislang 335 Arten nachgewiesen werden. Orchideenarten wie Helmknabenkraut, Bocksriemenzunge, Bienen-Ragwurz und mehr werden einzeln dokumentiert. Ackerwachtelweizen bildet fast flächendeckend den Frühsommer-Aspekt. Aber auch Silberdistel, Fransen-Enzian, seltene Ackerwildkräuter und verschiedene Kleearten sind zu finden. Bei Pilzen wurden bislang fast 100 Arten entdeckt, darunter auch Arten die auf der Roten Liste stehen, wie der Mai-Ritterling. Vögel nutzen die Flächen als Nahrungsgäste, zum Brüten oder auch als Durchzügler. 68 Arten wurden bislang nachgewiesen, wie auch die Turteltaube als Vogel des Jahres 2020. Auch eine Vielzahl von Säugetieren und seltenen Reptilien kann man auf den Flächen finden. Beeindruckend ist die Vielfalt an Insekten wie Schmetterlinge, Käfer, Spinnen, Wanzen und Heuschrecken. Fast 150 Schmetterlingsarten, wobei darunter 60 Arten auf der Roten Liste stehen. Esparsetten-Bläuling, Silbergrüner Bläuling, Zwerg-Bläuling, Magerrasen-Perlmuttfalter, Heufalter und weitere sind zu finden. Bei Heuschrecken sind 20 Arten, bei Wanzen 30 Arten, Spinnen zwei Dutzend Arten und bei Käfern fast 50 Arten, wie Seidiger Fallkäfer, Trauer-Rosenkäfer oder Violetter Ölkäfer sind für den Experten zu entdecken. Aber auch eine gewisse Vielfalt an Moosen und Flechten findet sich auf den Magerstandorten. Ein beeindruckender Bestand an alten Wacholder-Sträuchern und knorrigen alten Bäumen mit Kiefern rundet das Bild dieser einzigartigen Kulturlandschaftsfläche ab. Um Interessierten die Natur zu vermitteln, werden jährlich verschiedene öffentliche Führungen sowie auch Führungen für Gruppen zu verschiedenen Themen wie Pflanzenwelt allgemein, Küchenschellen oder Vogelstimmen angeboten. Der Besuch und die Besichtigung der Flächen ist natürlich jederzeit möglich. Die Flächen sollten jedoch mit Vorsicht und Sorgfalt Schritt für Schritt betreten werden, um die Flora und Faune zu schützen. Man kann erkennen, dass diese Magerweiden ein einzigartiges Biotop darstellen und sich der Einsatz für alle Helfer lohnt. Wer einmal an einem sonnigen, späten Nachmittag, ob nun im Frühjahr, Sommer, Herbst oder Winter, die Natur und beruhigende Stimmung mit einem Dreitälerblick ins Ebertsbronner-, Vorbach- und Taubertal vom Ackerberg aus genossen hat, weiß diese außergewöhnlichen Arbeitseinsätze der Natur- und Landschaftspflegegruppe Laudenbach zu schätzen.
Quelle: Paul Mayser