Gotteshaus wieder zugänglich: Umfangreiche Renovierung kostet rund 1,7
Millionen Euro. Während der Bauphase mit vielen Problemen konfrontiert.
Feierlicher Gottesdienst mit Weihbischof
Die ersten telefonischen Erkundigungen über die Bergkirche haben Pfarrer
Burkhard Keck bereits erreicht. Die ersten Anmeldungen für Führungen
liegen ihm schon vor. Mehr als ein Jahr lang waren das Gotteshaus und
das Gelände darum herum wegen Sanierungsarbeiten nicht zugänglich. Nun konnten die Gläubigen zusammen mit Weihbischof Dr. Gerhard Schneider, Pfarrer Keck und weiteren Konzelebranten pünktlich zum Beginn des Wallfahrts- und Marienmonats Mai den Wiedereinzug in die Bergkirche feiern.
Von einem Freudentag sprach Weihbischof Schneider. „Die
Bergkirche steht wunderschön da”, sagte er und bekannte, dass er zum
ersten Mal in der Kirche sei. In seiner Predigt griff der Weihbischof
den Evangeliumstext von der Hochzeit zu Kana auf und die Rolle Marias.
Maria rahme das Heilswirken Jesu, erklärte Schneider.
Geduld bewiesen
Gegen Ende des Gottesdienstes kamen mehrere Gäste zu Wort: Architekt
Hanns Berger skizzierte die Schwerpunkte der Sanierung und dankte dem
Pfarrer und der Kirchengemeinde für ihre Geduld. Denn ursprünglich
sollte die Bergkirche bereits im vergangenen Herbst wieder für
Gottesdienste zur Verfügung stehen. Doch mussten die Verantwortlichen
mit der Auslastungssituation bei den Firmen und Lieferschwierigkeiten
kämpfen, wie Berger erklärte. Außerdem gab es einen Diebstahl. „Nachdem die Elektroleitung endlich geliefert worden war, wurde sie geklaut – und wir konnten von vorne warten”, berichtete Berger. Das regnerische Wetter der vergangenen Wochen verzögerte zudem Arbeiten im Außenbereich.
Bei der Restaurierung ging es vor allem darum, die historische Substanz
zu erhalten und zu schützen. Daher wurde zum Beispiel die Entwässerung
erneuert. Im Inneren der Kirche wurde die Raumschale gereinigt und die
Ausstattung restauriert. Die Liste der Arbeiten umfasste darüber hinaus
noch weitere Punkte. Einige Details sind trotz des Wiedereinzugs nicht
ganz fertig geworden. So fehlt zum Beispiel auf dem neu gepflasterten
Kirchengelände ein Handlauf. Auch im Inneren des Gebäudes wird es noch
kleinere Nacharbeiten geben. Die Madonna samt Kugel wird ebenfalls erst
zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf die Turmspitze gesetzt.
Kosten bei rund 1,7 Millionen Euro
Laut Kai Pfleger beläuft sich die Sanierung auf rund 1,7 Millionen
Euro. Wie der stellvertretende Leiter des katholischen
Verwaltungszentrums Bad Mergentheim erklärte, beteiligen sich
verschiedene Seiten an der Finanzierung: die Kirchengemeinde, private
Spender, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bund und Land sowie die
Diözese Rottenburg-Stuttgart, die den Hauptteil übernimmt.
Tiefe Verbundenheit
An die tiefe Verbundenheit der Ortschaft mit der Bergkirche erinnerte
Heike Naber. Die Bürgermeisterin von Niederstetten sprach für die
politischen und kommunalen Gäste ein Grußwort.
Bei der Bedeutung der Kirche erwähnte sie dabei nicht nur das Glaubensleben, sondern auch den Tourismus.
Als eine spannende Zeit bezeichnete Pfarrer Keck die Restaurierung:
„Ich habe viel dazugelernt.” Er dankte den Büros und Firmen, den
Denkmalbehörden und dem Bischöflichen Bauamt sowie weiteren Beteiligten und Gremien. Ein Extradank galt Christa Schäfer, der für die Bergkirche zuständigen Mesnerin. Mit dem Wiedereinzug in die Bergkirche kann die jahrhundertealte Wallfahrtstradition nach der Baustellenzeit der
vergangenen Monate und den coronabedingten Einschränkungen davor nun ihre Fortsetzung finden.
Krone gespendet
Ziel der Gläubigen ist das Gnadenbild der Schmerzensmutter. Die
Marienfigur trägt nun wieder einen Kopfschmuck, nachdem ihre Krone im
vergangenen Sommer gestohlen worden war. Die etwas kleinere Krone wurde gespendet, wie Pfarrer Keck auf Nachfrage erklärte.
Im Marienmonat Mai gibt es unter anderem jeden Sonntag um 9 Uhr einen
Wallfahrtsgottesdienst und um 17 Uhr eine Maiandacht. Weitere Fest- und
Wallfahrtstermine folgen in den Monaten bis Oktober.
Die Bergkirche ist ansonsten täglich geöffnet, jetzt im Frühjahr und Sommer von etwa 10 Uhr bis 18 Uhr. Der Fußweg über die Bergstaffel macht einen Ausflug zur Bergkirche besonders eindrücklich.
Der rund 250-stufige, von Kreuzwegstationen gesäumte Aufstieg ist seit dem Ende der Baustelle wieder begehbar. Freiwillige haben die Stufen gesäubert.
Historie und Dichtung
Die Bergkirche ist in der Spätgotik entstanden.
Ein Stein an einem Seitenportal verweist auf das Jahr 1412. Als
nördlichster Wallfahrtsort in der Diözese Rottenburg-Stuttgart ist die
Bergkirche auch ein Anziehungspunkt für Gläubige aus angrenzenden
Regionen, insbesondere aus dem Würzburger Raum.
Nicht nur die Lage auf einer bewaldeten Anhöhe macht die Kirche sehenswert. Ihr widmete der Lyriker Eduard Mörike, der im 19. Jahrhundert einige Zeit in Mergentheim lebte, sogar ein Gedicht.
„O liebste Kirche sondergleichen”, heißt es da in der ersten Strophe.
Quelle: Arkadius Guzy, Diözese Rottenburg-Stuttgart