Festabend würdigt 100 Jahre Weingärtner Laudenbach
Das 100-jährige Bestehen der im Jahr 2000 zu den Weingärtnern Markelsheim fusionierten Weingärtnergenossenschaft Laudenbach wurde am Samstag mit einem Festabend gewürdigt. Die Veranstaltung, die sich ausschließlich an die Mitglieder der Genossenschaft und ihre Partner richtete, diente als Zeichen des Respekts und der Wertschätzung für den Pioniergeist, der die Laudenbacher Weingärtner im Gründungsjahr 1925 angetrieben hatte.
In der von der Musikkapelle Laudenbach umrahmten und durch die Schützengilde Laudenbach bewirteten Veranstaltung in der alten Kelterhalle begrüßte der geschäftsführende Vorstand Michael Schmitt die Gäste. Er betonte, dass die Genossenschaft Laudenbach keineswegs vergessen sei. Schmitt zog Parallelen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart und erinnerte daran, dass die Genossenschaften in Markelsheim (1898) und Laudenbach (1925) nicht aus Freude, sondern aus der Not heraus gegründet wurden, etwa nach Weltkriegen oder Wirtschaftskrisen. Er zitierte aus Aufzeichnungen eines Vortrags von Karl Engelhardt, der sich bei der Laudenbacher 75-Jahr-Feier engagierte, und las aus den Unterlagen des Laudenbacher Rechners von 1929, die die Herausforderungen der Weltwirtschaftskrise beleuchtete. Dabei stellte er fest, dass sich die Geschichte wiederholt. Angesichts aktueller Krisen seien die Menschen verunsichert und auch der Weinbau stehe vor großen Herausforderungen. Er schöpfte jedoch Mut aus dem Blick in die Vergangenheit: Der Weinbau habe in der Region Markelsheim seit über 1000 Jahren Bestand und die Menschen hätten alle Krisen überstanden.
Mit Blick auf die Fusion der beiden Genossenschaften im Jahr 2000 bewertete Schmitt die Entscheidung als absolut richtig. Er betonte, dass die anfängliche Distanz gewichen sei und sich persönliche Freundschaften entwickelt hätten, was eine gute Zusammenarbeit ermögliche. Mit Blick auf den bevorstehenden Weinjahrgang 2025 sah Schmitt Parallelen zum guten Jahrgang 2000.
Gemeinschaftssinn und ihre Widerstandsfähigkeit
Weikersheims Bürgermeister Nick Schuppert lobte die Genossenschaft für ihren Gemeinschaftssinn und ihre Widerstandsfähigkeit. In seinem Grußwort, das er auch im Namen der Ortschaft Laudenbach sprach, betonte Schuppert, dass zwischen Stadt und Ortschaften kein Blatt Papier passe und man die gleichen Ziele und Herausforderungen teile. Er hob die zentrale Rolle der Genossenschaft hervor, die mit Leidenschaft und Herzblut arbeitet. Die Weine aus Laudenbach, Schäftersheim und Elpersheim trügen nicht nur den Charakter der Landschaft, sondern seien auch das Produkt der Arbeit vieler Menschen – von den Winzern, über die Angestellten, bis hin zu den Mitgliedern der Genossenschaft. Der Bürgermeister lobte die Fähigkeit der Genossenschaft, traditionelles Handwerk mit modernen Qualitätsstandards zu verbinden, neue Wege in Anbau und Vermarktung zu beschreiten und die Werte von Nachhaltigkeit und Verantwortung zu leben. Angesichts neuer Herausforderungen wie veränderte Märkte, verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und Digitalisierung von Prozessen appellierte er an die Politik und die Weingärtner, gemeinsam für die Förderung junger Menschen und die Sicherung einer starken Vermarktung zu arbeiten. Abschließend betonte Schuppert die Bedeutung regionaler Zusammenarbeit und die Notwendigkeit, das Erbe der Vorfahren zu bewahren. Er bezeichnete die Kultivierung der Natur und die Gründung der Genossenschaften als große Leistungen, die es zu schätzen und zu bewahren gelte.
Reise durch die Zeit
In der Veranstaltung wurde von vier Rednern, allesamt Weingärtner, eine Zeitreise durch 100 Jahre Weingärtner Laudenbach unternommen – begleitet von vielen Fotos aus vergangenen Tagen. Als erster Redner beleuchtete das frühere Aufsichtsratsmitglied Paul Mayser die Jahre 1925 bis 1950. Er betonte seinen tiefen Respekt vor den Leistungen der Vorfahren, die eine einzigartige Kulturlandschaft geschaffen hätten. Er hob hervor, dass jeder einzelne der Millionen von Steinen, die die typischen Weinbergterrassen formen, von Hand gesetzt wurde.
Die Gründung der Genossenschaft am 23. Januar 1925 war eine Reaktion auf die Not der Zeit. Auf Initiative von Schultheiß Anton Knupfer und Rentamtmann Wilhelm Sander schlossen sich 98 Weingärtner aus Laudenbach und umliegenden Orten zusammen. Ziel war, die Trauben des Vorbachtals als Qualitätsweine zu vermarkten. Kellerräume des Fürstenschlosses wurden zur Verfügung gestellt und bereits am 18. Mai 1925 wurde das Baugesuch für die Kellertechnik eingereicht. Weiterer Meilenstein war der Bau von damals hochmodernen Weintanks aus Beton mit Glasfliesen, die Laudenbach zu einem Vorreiter im Weinbaugebiet Württemberg machten. Mayser ging auch auf Herausforderungen der frühen Jahre ein, wie stark schwankende Erntemengen und schwierige Kriegsjahre, in denen die Rebfläche deutlich zurückging.
Rettung der Rebsorte Tauberschwarz
Matthias Balbach, Enkel des Tauberschwarz-Pioniers Hermann Balbach, blickte auf die Jahre 1950 bis 1975 zurück. Er berichtete, dass die Genossenschaft trotz der Verluste durch den Krieg einen beeindruckenden Zuwachs an Mitgliedern verzeichnete und 1951 ein Rekordjahr mit 1,2 Millionen Kilogramm geernteten Trauben erlebte. Dennoch brachten die folgenden Jahre, insbesondere durch Frostschäden, einen dramatischen Rückgang der Rebfläche auf nur noch zwölf Hektar. Um der Entwicklung entgegenzuwirken, gründete man 1960 eine Rebaufbaugenossenschaft, die eine Flurbereinigung in den Weinbergen durchführte. Parallel zur Rebflurbereinigung entschied man sich 1959, den Weinausbau in Laudenbach aufzugeben, um in die Gebäude und Technik zu investieren. Der Ausbau wurde fortan von der WZG in Möglingen übernommen.
Ein zentraler Aspekt seiner Präsentation war die Verhinderung der drohenden Aufgabe der Rebsorte Tauberschwarz. Sein Großvater setzte sich für den Erhalt des Rotweins ein. 1966 startete dieser einen Versuchsanbau mit 515 Stöcken der damals kaum noch verbreiteten Rebsorte am Ackerberg – eine Entscheidung, die den Grundstein für die heutige Bedeutung dieser autochtonen Rebsorte in der Region legte.
Tiefgreifende Veränderungen
Josef Diemer, ehemaliger Vorstand der Weingärtner Laudenbach, betrachtete die Jahre 1975 bis 2000. Er zeichnete das Bild einer Ära, die von tiefgreifenden Veränderungen, großen Herausforderungen und wegweisenden Entscheidungen geprägt war. Diemer begann mit dem Weinfest, das ab 1976 von der Musikkapelle Laudenbach veranstaltet wurde und schrittweise ausgebaut wurde, um die Weinwerbung voranzutreiben. Die Mitgliederzahl der WG stieg zeitweise wieder an, als Weingärtner aus einer Privatkellerei Zuflucht suchten.
Eine der größten Herausforderungen war die Neuordnung der Weinbergsflächen im Ghäuberg ab 1976. Mit 35 Teilnehmern und einer Fläche von elf bis zwölf Hektar wurden die Rebflächen neu strukturiert. In den 1980er-Jahren folgten mehrere schwierige Jahre mit Winterfrost und Hagelschäden, die zu massiven Ernteausfällen führten und die finanzielle Lage der Genossenschaft stark belasteten. Ein positiver Höhepunkt war die Renovierung des Julius-Echter-Kellers ab 1993, bei der sich die Mitglieder tatkräftig einbrachten.
1999 wurde angesichts der schwierigen Situation und starker Ernteschwankungen die Eigenständigkeit in Frage gestellt. Nach gescheiterten Fusionsgesprächen mit der GWF in Kitzingen wurden schließlich Verhandlungen mit der Weingärtnergenossenschaft Markelsheim aufgenommen. Diemer betonte, dass die Entscheidung zur Fusion von den Mitgliedern beider Genossenschaften getragen wurde.
Rasante technische Entwicklung
Weingärtner Dennis Silberzahn, beruflich beim Landwirtschaftsamt, fasste die letzten 25 Jahre der Weingärtnergenossenschaft Laudenbach unter dem Motto „Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, muss sich alles ändern“ zusammen. Er hob die rasante Entwicklung der Weinbergtechnik hervor, die von maschinellen Pflanzungen mit GPS-Steuerung bis hin zu leistungsfähigen Vollerntern reicht. Er sprach auch die neuen Herausforderungen an, mit denen die Weingärtner in den letzten Jahren konfrontiert waren, wie wiederkehrende Frostschäden ab 2011 und das Auftreten neuer Schädlinge wie der Kirschessigfliege.
Für die Weinvermarktung, so Silberzahn, reiche es nicht mehr, nur Qualität zu erzeugen. Die Kunden suchten nach Erlebnissen. Diese würden in Laudenbach geboten. Als herausragendes Beispiel nannte er die 2006 ins Leben gerufene Weinerlebniswanderung, die sich zu einem festen Bestandteil im Veranstaltungskalender entwickelt hat. Ein Höhepunkt war die „royale Weinerlebniswanderung“ 2018 mit Besuch der Deutschen Weinkönigin. Neben der Wanderung hätten sich weitere erfolgreiche Veranstaltungen etabliert, wie Glühweinwanderungen und thematische Weinproben. Die Genossenschaft investierte zudem in die Infrastruktur vor Ort. So wurden etwa in den Kellerräumen eine neue Ausschankküche, eine neue Theke und eine neue Sanitäranlage eingebaut. Silberzahn schloss seine Rede mit einem Zitat als Appell: „Fang an, wo du bist. Nutze, was du hast, und tue, was du kannst.“
Hoheiten präsentieren Weine
Drei ehemalige, aus Laudenbach stammende Weinköniginnen, sowie die aktuelle Hoheit präsentierten in der Festveranstaltung vier Weine. Conny Keimel (geb. Oechsner), die 2001 als erste Weinkönigin aus Laudenbach amtierte, hob die jahrhundertelange Tradition des Weinbaus in Laudenbach hervor. Die Muschelkalkböden zwischen den Steinmauern brächten edle Tropfen hervor. Sie stellte den 2022er Schwarzriesling trocken aus der Lage „Laudenbacher Schafsteige“ vor, eine Rebsorte, die schon seit Jahrhunderten im Taubertal kultiviert wird und die Urform der Burgunderfamilie ist. Ihre abschließende Parallele zwischen Wein und Leben: „Was zählt, ist die richtige Mischung aus Sonne, Geduld und guter Gesellschaft.“
Josefine Büttner, die wegen der Pandemiezeit am längsten amtierende Weinkönigin von 2019 bis 2022, beschrieb das vielfältige Weinsortiment der Genossenschaft und hob hervor, dass sie mit ihrer Krönungsrebsorte, dem Tauberschwarz, durch ihre gesamte Amtszeit gereist ist. Sie stellte den 2023er Kabinett vor. Der Tauberschwarz repräsentiere wie kein anderer ihre Heimat im Taubertal. Sanfte Gerbstoffe und eine zarte Restsüße verliehen ihm den Charme, der ihn zum Aushängeschild der Region mache.
Vivienne Stahl, Weinkönigin von Markelsheim von 2024 bis 2025, würdigte die Rebsorte Silvaner. Sie stellte den halbtrockenen 2023er Silvaner vor und zog eine Parallele zwischen ihrer eigenen Geschichte als Neu-Bürgerin von Laudenbach und der Rebsorte. Der Silvaner sei entgegen der verbreiteten Annahme keine „uralte“ deutsche Rebe. Sie stamme ursprünglich aus Österreich, fühle sich jedoch auf den charakteristischen Muschelkalkböden des Taubertals sehr wohl. Sie beschrieb den Silvaner als ruhigen, aber authentischen Wein, der den Boden, auf dem er wächst, widerspiegele: „Er braucht keinen Prunk, kein großes Wort – der Silvaner glänzt durch die Rebe und den Ort.“
Selina Gundling, aktuelle Weinkönigin der Weingärtner Markelsheim eG, würdigte die 100-jährige Geschichte der Weingärtnergenossenschaft Laudenbach und stellte den 2023er Sauvitage trocken vor, einen sogenannten „PIWI-Wein“. Sie erklärte, dass pilzwiderstandsfähige Rebsorten aus Kreuzungen europäischer Reben und resistenten Wildreben entstehen. Dadurch könnten die Winzer den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um bis zu 80 Prozent reduzieren. Der Sauvitage stelle für die Weingärtner eine zukunftsweisende Sorte dar. Der vorgestellte Wein wurde bei der Landesweinprämierung Württemberg mit der höchsten Auszeichnung „Großes Gold“ prämiert. Zusammenfassend sei der Sauvitage eine Rebsorte, die in puncto Anbau, Nachhaltigkeit und Geschmack rundum überzeuge.
„Weinbau ist mehr als nur Arbeit“
Andrea Büttner, stellvertretende Vorständin der Weingärtner Markelsheim eG und seit ihrer Kindheit in den Weinbergen aktiv, betonte, wie sehr ihr die Arbeit in der Genossenschaft am Herzen liegt. Sie sei dankbar für das Vertrauen, das ihr als Mitglied des Aufsichtsrats (seit 2014) und des Vorstands (seit 2016) entgegengebracht wurde. Ihrer Ansicht nach ist der Weinbau mehr als nur Arbeit: „Er ist ein wesentlicher Bestandteil der regionalen Kulturlandschaft und gibt den Menschen viel zurück“. Sie hob hervor, wie wichtig die Gemeinschaft sei, um sowohl Erfolge als auch Misserfolge gemeinsam zu meistern, insbesondere angesichts der andauernden Herausforderungen im Weinbau. Veranstaltungen wie die Weinerlebniswanderung seien entscheidend, um die Tradition zu pflegen und die Begeisterung für die regionalen Weine zu wecken.
In ihrem Dankeswort würdigte Andrea Büttner die zahlreichen Akteure, wie die Mitarbeiter der Genossenschaft für ihren unermüdlichen Einsatz, ihr Team in Laudenbach, auf das sie sich stets verlassen könne, die Musikkapelle Laudenbach sowie die Weinköniginnen und die Schützengilde Laudenbach für ihre Beiträge zum Gelingen des Abends.
Bei Wein aus Laudenbach, vielen Gesprächen und Musik klang der Abend aus.
Quelle: Thomas Weller

Beim Festabend zum Jubiläum in Laudenbach v.l. Ortsvorsteher Martin Rüttler, Weinkönigin Selina Gundling, Dennis Silberzahn, Josefin Büttner, Matthias Balbach, Conny Keimel, Paul Mayser, Vivienne Stahl, Josef Diemer, Andrea Büttner und Bürgermeister Nick Schuppert.

Die Musikkapelle Laudenbach, verstärkt durch Musiker der Stadtkapelle Weikersheim, umrahmten den Abend.